Das-Leben-ist-kein-langer-ruhiger-Fluss

Das Leben ist kein langer ruhiger Fluss. Wie werde ich ein guter Schwimmer im Fluss des Lebens?

Wie entsteht Gesundheit?
Was hält Menschen gesund?
Antonovskys Salutogenese-Konzept praxisnah erklärt

Salus (lateinisch) = Gesundheit, Wohlbefinden
Genese, Genesis (altgriechisch) = Geburt, Entstehung

Es geht in deine Ausbildungsinhalte (in der Pflege) zurück… was weißt du noch über das Konzept der Salutogenese von Antonovsky? Hast du “damals” den Sinn dahinter wirklich verstanden? Ich verstehe oft erst Jahre später, was mit “etwas” wirklich in der Tiefe gemeint ist. Dann, wenn es in meinem Leben angekommen ist und sich Wissen und Erfahrung wie Puzzleteile ineinander fügen und ein Ganzes ergeben. Es hat dann für mich den Elfenbeinturm der Wissenschaft verlassen. Antonovsky lohnt einen zweiten Blick, denn sein Konzept hat sehr viel mit deinem praktischen Leben zu tun. Die Gedanken hinter dem Konstrukt stellen schon lange die Basis für mein Arbeiten und Denken und es ist das Fundament, auf dem auch dieses Projekt steht.

Ich benutze die Metapher des Flusses, die auch Antonovsky benutzt, um sein Modell zu erklären:

Stell dir dein Leben als einen Fluss vor. Du schwimmst in diesem Fluss. Dein Startpunkt (deine Geburt) ist die Quelle und am Ende deines Lebens hat dein Fluss das Meer erreicht.

Auf dem Weg zum Meer bleibt der Fluss nicht der Gleiche. Stromschnellen, Untiefen, Steine, kalte Schluchten mit hohen Felswänden wechseln sich mit sonnenwarmen, ruhigen Abschnitten ab. Wann du wann wo bist, weißt du nicht. Es gilt, ein guter Schwimmer/in zu werden, um gut durch den Fluss zu kommen. Dieses Bild steht für deine Gesundheit und deine Fähigkeiten, es auch zu bleiben. Deine Schwimmfähigkeiten sind entscheidend!

Antonovsky hat sein Modell in den 70er Jahren entworfen und hat sich sein ganzes Leben einer Forschungsfrage gewidmet:

„Was hält Menschen gesund und wie entsteht Gesundheit?“

Das Konzept Salutogenese stellt bis heute den wichtigsten Gegenentwurf zum immer noch vorherrschenden Modell der Pathogenese dar. Bis heute liegt der Schwerpunkt der Sichtweise in unserer Welt oft auf die Krankheit und darauf, wie wir diese vermeiden können. Aktuell kann das z.B. bedeuten: verlasse ich mich nur auf die Covid Impfung oder ist dieser Virus auch ein Weckruf, mich gesünder, widerstandsfähiger aufzustellen in meinem Leben?

Ein anderes Beispiel für eine pathogene Sichtweise ist:

Du kannst einen Diabetes Mellitus lebenslang mit Medikamenten behandeln und dich auf diese verlassen (pathogene Sichtweise) oder du bist aktiv gesundheitsförderlich mit mehr Bewegung, weniger Zucker und einer guten, gesunden Ernährung in deinem Leben unterwegs (salutogene Sichtweise) und vermeidest damit eine solche Krankheit wahrscheinlich.

Was ist für dich Gesundheit?

Das Modell der Salutogenese ist bis heute das ganzheitliche Konzept zur Erklärung von Gesundheit, aus ihr heraus ist u.a auch das Resilienzkonzept (Widerstandskräfte gegen Stress) entstanden.

Das Schöne an dem Modell ist die klare Orientierung auf Ressourcen und Stärken und nicht auf die Schwachstellen bei jemanden. Das ist das Prinzip „Hoffnung“! Diese „Denke“ hat mir in meinem Beruf als Sporttherapeutin sehr geholfen!

In der Salutogenese geht es damit auch darum, denjenigen zu helfen, die – aus was für Gründen auch immer- nicht so gut durch den Fluss kommen:

„In der Metapher des Flusses geht es darum, Flussläufe so zu gestalten, daß auch schlechten Schwimmern ein sie nicht überforderndes Vorwärtskommen ermöglicht wird, und auf der anderen Seite natürlich darum, die je individuellen Fähigkeiten zum Schwimmen zu optimieren.“

Quelle: Aaron Antonovsky. 1997. Salutogenese: zur Entmystifizierung von Gesundheit. Dt. erw. Hrsg. von Alexa Franke. S. 190. DGVT Verlag. Tübingen

Das ist eine Aufgabe, die wir jeden Tag mit anderen gestalten können, gerade auch am Arbeitsplatz.

Warum richten wir so oft den Blick auf die Vermeidung von “Krankheit”?
Warum richten wir unseren Blick nicht öfters nach vorne und fragen uns, was uns gesund erhält und was uns gut tut? Warum tun wir oft so wenig das, was wir lieben?

Nach Antonovsky gibt es keinen völligen Zustand von Krankheit, aber auch keinen von völliger Gesundheit Er sieht beides als Prozess auf einem Kontinuum, auf dem wir uns ständig bewegen. Wir sind also mal mehr gesund und mal mehr krank im Leben. Damit ist übrigens nicht nur die körperliche Ebene gemeint!

Eine gute Balance zwischen Gesundheit und Krankheit herzustellen im Leben ist eine tägliche neue Herausforderung. Gesundheit ist kein statischer Zustand sondern ein Prozess, an dem du jeden Tag dynamisch arbeiten kannst. Gesundheit ist dabei nicht nur die reine Abwesenheit von (körperlicher) Krankheit.

Ziel sollte sein, sich Richtung Gesundheit zu bewegen. Daran hindern uns aber die sogenannten Stressoren, die immer wieder Spannungen erzeugen. Diese Spannungen können aber sowohl positiv als auch negativ sein! Ein positiver Stressor ist z.B. eine Anstrengung, die wir unternehmen, um ein Ziel zu erreichen.

Antonovsky unterteilt hier drei Arten:

● Chronische Stressoren
● größere Lebensereignisse
● und alltägliche Ärgernisse

Um diese positiv “im Fluss” zu halten, benötigen wir gute Widerstandsressourcen. Also eine gute Basis. Antonovsky hat hier folgende Helfer ausgemacht: ein gutes Immunsystem, genügend Geld zum Leben, Wissen und Intelligenz, Flexibilität im Handeln und Denken, Voraussicht, den Glauben und das soziale Netzwerk, das ein Mensch hat.

Wenn wir mit einem Gefühl der Zuversicht (Kohärenzgefühl) durch unser Leben gehen, sind für Antonovsky dann alltägliche Ereignisse

● vorhersehbar und verstehbar
● bewältigbar mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen
● positive Herausforderung, also etwas, für das es sich zu „kämpfen“ lohnt (Sinnhaftigkeit!)

Du bewegst dich dann auf dem Kontinuum in Richtung Gesundheit!

Fühlst du dich manchmal nicht ganz so zuversichtlich? Keine Angst, dieses Gefühl ist trainierbar! Fang doch heute an:

Gehe doch nach der Arbeit in der Natur spazieren und genieße die Ruhe! Das ist ein kleiner Anfang.

Als kleine praktische Reflexionsübung habe ich dir zwei Fragen (leicht angepasst) aus dem Fragebogen zur Lebensorientierung von Antonovsky herausgesucht, die du einfach mal für dich beantworten kannst, wenn du magst …

Tankkarte_Salutogenese_Reflexion

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